Arisierung in Krefeld

Arisierung

Nationalsozialisten bezeichneten die Verdrängung von Juden und „jüdischen Mischlingen“ aus Handel, Gewerbe, Wohnungen, Häusern und der Wissenschaft im Sinne der Nürnberger Gesetze. Arisierung fand von 1933 bis 1945 im Deutschen Reich sowie den angeschlossenen und besetzten Ländern statt und wird heute als Raub eingeordnet.

Arisierung wurde zwar in Form als formell ordnungsgemäßer „Verkauf“ inszeniert, dieser geschah jedoch unter erheblichen faktischen und/oder behördlichen Zwängen, sodass der Verkäufer nur selten einen angemessenen Preis erzielen konnte. Dadurch erzielten Käufer bestehend aus Personen oder Unternehmen erhebliche Gewinne.

Von diesen oft unter Zwang erfolgten Verkäufen ist eine Konfiszierung jüdischen Eigentums zugunsten des Staates, die teilweise parallel erfolgte.

Es gab auch freiwillige Notverkäufe der Betroffen, um drohenden Zwangsmassnahmen zuvorzukommen, dies muss allerdings im Zusammenhang mit den erforderlichen Vorbereitungen zur Finanzierung einer Emigration gesehen werden.


Verseidag

Die Verseidag und ihr Vorstand war an sogenannten „Arisierungen“ beteiligt und profitierte von der Übernahme der Unternehmen. (Beispiel: Krawattenfabrik Wwe. F. Hertz)

Die Verseidag paktierte mit der örtlichen IHK, der Sparkasse Krefeld, Ämtern der Stadt, der Fachgruppe Seiden- und Samtindustrie, zusammen mit der NSDAP Kreisleitung um Vorteile aus dem politischen Klima zu ziehen und die kriegswirtschaftliche Situation wirtschaftlich für sich zu nutzen.



Heeder & Co

Heeder & Co. im Besitz der Familie Devries galt als jüdisches Unternehmen. Die Arisierung 1938 führte, neben wirtschaftlichen Problemen, zur Liquidation des Unternehmens. 1934 hatte die Familie bereits Privathäuser verkauft und die Familienmitglieder emigrierten nun nach und nach um der der Verfolgung zu entgehen.

Das Fabrikgebäude Heeder & Co erwarb die Wellpappen- und Kartonagenfabrik Fritz Peters & Co. , die bereits die Kartonagenfabrik Ernst und Otto Meyer in Krefeld durch Arisierung erworben hatte.

Siehe: Heeder & Co


Crawattenfabrik v. Haasen & Oppenheimer

In den 1920er-Jahren produzierten die „Gebr. Müller“, die den beiden jüdischen Unternehmern Rudolf Müller und Max Harf gehörte, im Gebäude in der Steinstraße 76 Krawatten.

1938 übernahmen die seit 1906 im Unternehmen beschäftigen Mitarbeiter (und NSDAP-Parteimitglieder) Ernst Schloot und August Botschen das Unternehmen als geschäftsführende Gesellschafter, ehe Ende 1940 der Duisburger Heinrich Dietz die Firma übernahm. Dieser hatte zuvor bereits mehrere jüdische Textilbetriebe in Königsberg und Berlin arisiert.

Rudolf Müller und seine Frau Sophie konnten sich nicht vor der Verfolgung durch das NS-Regime retten.

Mehr hierzu:


Literatur

Flümann, Claudia: „… doch nicht bei uns in Krefeld!“. Arisierung, Enteignung, Wiedergutmachung in der Samt- und Seidenstadt 1933 bis 1963 (Krefelder Studien 15). Krefeld 2015, ISBN: 9783837514551 – siehe auch Worldcat