Siedlung Ter Meer

Im Norden Uerdingens entstand in den 1920er Jahren eine Wohnsiedlung, die den Namen des Chemiefabrikanten Dr. Edmund ter Meer trägt und auch durch sein Engagement entstand.

Sehenswert ist die Siedlung, ausgehend vom Ter Meer Platz.

Edmund ter Meer hatte Brachland im Norden Uerdingens erworben, das noch im Bebauungsplan vom 8. Mai 1908 für Industriezwecke vorgesehen war.

Die gute wirtschaftliche Lage der Chemischen Fabrik vorm. Weiler-ter Meer, die überraschenderweise 1919 Gewinn einbrachte und auch 1920 noch zufriedenstellend war, führte 1920 zu einem Auftrag an die Hausarchitekten des Unternehmens, das Architekturbüro Girmes & Oediger für den Bau einer Siedlung mit 120 Wohnungen.

Das Bauland war ein mit Sträuchern bewachsenes Wiesenland in unmittelbarer Nähe des Stadtparks. Karl Henrici, renommierter Stadtplaner und Hochschullehrer aus Aachen, hatte 1905 im Auftrag der Stadt Uerdingen für den westlichen und nordöstlichen Bereich vor der Uerdinger Kernstadt einen Bebauungsplan mit Industrieflächen und – darauf abgestimmt – mit Flächen für Kleinwohnungen entworfen.

Der 1906 vom Stadtrat verabschiedete Plan für Uerdingen-Nord sah im Zentrum eine größere Platzanlage mit Kirche vor. Die St.-Heinrich-Kirche wurde 1913-15 errichtet. Unmittelbar im Anschluss daran erstreckte sich das Bauareal für die geplante Siedlung.

Postkarten, undatiert

Der von Girmes & Oediger 1920 erstellte Plan wurde Karl Henrici und dem städtischen Bauinspektor Baecker zur Begutachtung vorgelegt. Die Anregungen von Henrici wurden weitgehend für die Planung übernommen, ohne den Grundcharakter des Ursprungsplans zu verlieren.

Die Siedlung sollte nach Wunsch des Bauherrn ein abgeschlossenes Ganzes bilden mit großem, zentralem Platz im Mittelpunkt und nach der Vorstellung von Henrici keinen zu ländlichen Eindruck machen.

Bemerkenswert ist die Durchmischung der Bewohner gewesen. Leitende Angestellte der Farbenfabrik Weiler Ter Meer wohnten unmittelbar neben den einfachen Arbeitskräften.

Bereits den 1980er-Jahren sollte die Werkssiedlung unter Denkmalschutz gestellt werden, doch die Bayer AG als Eigentümer sperrte sich wie gewohnt gegen Einflußnahmen der Öffentlichkeit und nutzte ihren Einfuß auf die Politik, bis 1994 dennoch die Eintragung von Amtswegen erfolgte und der darauffolgende Widerspruch der Bayer AG auch formell abgewiesen wurde.

Bis heute ist die Siedlung in ihren wesentlichen Grundzügen erhalten, die Freiflächen zwischen den Häusern sind allerdings mittlerweile durch die Bewohner mit hohen Sichtschutzhecken und Zäunen verdeckt und abgetrennt, beeinträchtigen dadurch das Baudenkmal. Auch der Ter-Meer-Platz hatte ursprünglich eine anders gestaltete Freifläche (siehe historisches Foto) deren ursprünglichen Gestalt nun aktiv bewahrt werden muss.

Foto: Bertold Edinger, 1971

Die Siedlung sollte einen größeren Schutzumfang erfahren, denn sie zählt heute zu den bemerkenswerten Werkswohnungsbau- Zeugnissen des Rheinlandes.

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