Die Hafenbahn des Rheinhafens gehörte zum Infrastrukturprojekt „eigener Hafen“ der Stadt Krefeld. Es entstand dazu in Linn, an der Grenze zu Uerdingen, ein Verschubbahnhof, der auch als Übergabepunkt zur Staats- Eisenbahn diente..
Sehenswert sind die erhaltenen Bauten, das Betriebsgebäude und die Dampflok-Remise. Das Stellwerk wurde allerdings bereits abgerissen.
Geschichte und Hintergrund
Die Schaffung des Kleinbahn-Eisenbahnunternehmens der Hafenbahn sollte mehrere Aufgaben erfüllen. Einerseits sollte das Transportmedium zwischen der gut 7km entfernt liegenden Stadt und dem Umschlagplatz des Handelshafens, insbesondere mit dem dort entstandenen städtischen Lagerhausbetrieb, geschaffen werden. Andererseits sollte der Rohstoff- und Warenstrom der im Rheinhafen neu anzusiedelnden Gewerbe- und Industriebetriebe unterstützt werden.
Der Verschubbahnhof der Hafenbahn diente zudem der Übergabe von Waggons zur Staatsbahn und stellte auch den zentralen Ort für die notwendige Infrastruktur des Eisenbahnbetriebs wie Lokomotivschuppen, Betriebsbebäude und Werkstätten dar.
Das Streckennetz der Hafenbahn umrundete das Hafenbecken, überquerte die Drehbrücke und führte so zurück zum Ausgangspunkt, dem Verschubbahnhof. Am Verschubbahnhof entstanden mehrere unterschiedliche Stellwerke, Hafenbahn, Bahnhof-Linn und Staatsbahn Stellwerk.
Stellwerk Hafenbahn
Das unterhalb abgebildete Stellwerk der Hafenbahn wurde, wie auch die Hallen des benachbarten Klärwerks und mehrere Bauten im Rheinhafen, mit dem damals neuen Baustoff Beton ausgeführt. Die Bauweise ist gut an der aufwändig gestalteten Auskragung der Fenster des Erdgeschosses zur ersten Etage hin ersichtlich. Der Sockel des Gebäudes wurde, wie für viele hochwertige öffentliche Gebäude regional üblich, in Lavabasalt aus der Eifel verblendet.
Das Stellwerk ist durch die Rheinhafen Gesellschaft im Jahr 2020 unvermittelt und trotz Interventionen und deutlichen Hinweisen auf die denkmalwerte Substanz abgerissen worden. Hintergrund sind die Bemühungen der Gesellschaft, trotz den Protesten der Anwohner, das Gelände des Verschubbahnhofs in ein LKW-Terminal umzubauen.
Ob dieser Abriss entgegen geltender Gesetzeslage erfolgte, ist allerdings bisher unbekannt. Die stadteigene Hafengesellschaft hatte allerdings bereits einige Jahre zuvor geschützte technische Denkmäler im Rheinhafen ohne erforderliche Genehmigung demontiert. Siehe auch: Lagergebäude Rheinhafen
Lokomotivremise
Sehenswertes und übrig gebliebenes Gebäude im Bahnhof ist, neben dem später erschaffenen Verwaltungsgebäude mit parkartiger Vorfahrt, die Lokomotivremise der Hafenbahn. Hier wurden die Lokomotiven vor Betrieb angeheizt und nach Betrieb die Schlacke entfernt.
Das dazu entstandene Gebäude ist eine Eisenbeton- Konstruktion die wie das benachbarte deutlich größere Klärwerk auch hier zeigt, wie der damals neuartige Baustoff Beton in Krefeld sehr früh eingesetzt wurde.
Dessen entscheidende Vorzüge waren die überus plastische Formbarkeit, Feuerfestigkeit im Vergleich zu Holz- oder Eisen- Konstruktionen des Tragwerks und die Möglichkeit, bei großen Bauwerken einen vollkommen stützenfreien Innenraum zu schaffen.
Die Lokomotivremise wurde daher im Beton- Referenzwerk „Der Eisenbetonbau“, Prof. Emil Mörsch, Stuttgart, 1908 aufgeführt.
„Mörsch muss als einer der führenden Ingenieure in Deutschland angesehen werden, der ab 1902 den Planern und Ausführenden Werkzeuge an die Hand gab, um bewehrte Betonbauteile zu bemessen und damit eine Verwissenschaftlichung der Bauweise vorantrieb.“ Siehe Eisenbeton im Hochbaus 1918, technische Universität München, Jörg Rehm, 2019
Erhalt:
Die Dampflokremise und das Verwaltungsgebäude sind erhalten und im Besitz der Bahnbetriebe der Hafengesellschaft, die Remise seit vielen Jahren an einen Korrosionsschutzbetrieb vermietet. Das Bauwerk ist aber aufgrund des schwierigen Umgangs der Hafenbetriebe mit den ihr anvertrauten Industriedenkmälern, als gefährdet anzusehen.
Mehr lesen:
Rheinhafen Krefeld
von Christoph Becker